Wer wir sind?
Wir sind eine Gruppe von engagierten Menschen aus dem Stadtteil
Köln-Porz. Neben Einzelpersonen wirkten auch soziale und
zivilesellschaftliche Organisationen mit, von Erfinderclub bis
zum Fahrradclub, vom Sozialdienst Katholischer Menschen bis zum
Interessensverband des Einzelhandel. Gemeinsam setzen sie sich
für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE2030) und für eine
klima- und umweltgerechte Stadtentwicklung ein.
Initiiert wurde der Porzer Klimatreff von Schülerinnen und
Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern am Stadtgymnasium Porz,
die schulinterne Widerstände gegen Stadtteilengagement
überwinden konnten durch die Unterstützung eines
außerschulischen Bildungsanbieters, der die Schülerschaft in
Beteiligungsmethoden ausbildet, und durch die
Organisationshilfe eines Stadtteilbüros, das die Verbesserungen
von Lebensbedingungen im Sozialraum koordiniert.
Der überraschende Weg
vom Klima-Engagement einer schulischen
Arbeitsgruppe
Im Oktober 2020 nahmen drei Schülerinnen und Schüler, ein
Lehrer und ein Elternvertreter an einer Tagung für Schulen
teil, dem ersten ¡Change School! Summit. Inspiriert durch die
inhaltlichen und methodischen Impulse aus Wissenschaft und
Zivilgesellschaft und durch die dort praktizierte Kooperation
mit anderen Schulgruppen belebten sie Ihre Klima-AG neu. Sie
entwickelten die Idee, eine Klimakonferenz an der Schule zu
initiieren, waren jedoch mit Widerständen aus Schulleitung und
Schulkollegium konfrontiert, die Räume nicht zur Verfügung
stellen wollten und Mehrarbeit fürchteten.
Ermutigt durch das, was sie auf dem „Summit” erlebt hatten,
fanden sie einen neuen Weg zur Verwirklichung ihrer Pläne. Das
Stadtteilbüro im Sozialraum vermittelte Veranstaltungsräume im
nahen Jugendzentrum und organisierte technische und
organisatorische Hilfe. Der Bildungsanbieter parto gUG bot eine
Ausbildung für die jungen Leute in Moderationstechniken an,
stellte ihnen Moderationsmaterialien zur Verfügung und coachte
sie im selbstsicheren Auftritt vor Großgruppen.
So fand im September 2021 eine zweitägige Klimakonferenz im und
vor dem Jugendzentrum „Glashütte” statt und erreichte mehr als
hundert Menschen aus vielen Bildungsschichten, vielen Berufen
und vielen Bereichen des sozialen Engagements in einem
Stadtteil Kölns, in dem die Themen Klimaschutz und Klimakrise
aufgrund sozialer Problemlagen bisher kaum eine Rolle
spielten.
Mit der vorausgegangenen Ausbildung in Moderationstechniken
verwirklichte die parto gUG den Anspruch des UNESCO-Programms
BNE20302, junge Menschen zu befähigen, „Bürgerinnen und Bürger
in Aktion” zu sein. Sie bildete 20 Schülerinnen und Schüler des
Stadtgymnasiums außerunterrichtlich in partizipativer
Moderation aus. Die jungen Menschen konnten so die Konferenz
selbst vorbereiten und übernahmen die Organisation und
Moderation. Methodisch leiteten sie ein ZukunftsCafé (ähnlich
der Zukunftswerkstatt) und einen Open Space an. Unmittelbare
Ergebnisse der Porzer Klimakonferenz:
Die Steigerung des Engagements ausgehend vom
Porzer Klimatreff über die Vernetzung unterschiedlicher
Akteure
bis zur jährlichen Porzer Klimawoche
Die erste Porzer Klimawoche fand vom 18.-24.09.2022 statt. Die
Vorbereitungsgruppe der Initiative Porzer KlimaTreff traf sich
regelmäßig, um Veranstaltungen im ganzen Stadtteil zu
organisieren und Aktionen zu koordinieren. Über 50 Aktivitäten
von 20 Akteuren umfasste das Programm, zum Beispiel
Gottesdienst, Müllsammelaktion, Kleiderbörse,
Fahrradpannenkurs, Kino, Offener Garten in der
Kindertagesstätte, Theater, Upcycling, Apfelernte,
Volkshochschulkurs, u.v.m.
Schon vor der Klimawoche fand unter dem Motto
„Democracy4ClimateAction” eine von der parto gUG initiierte
Veranstaltungsreihe an insgesamt drei Porzer Schulen und einem
Jugendzentrum statt, auf denen junge Menschen Aktionsideen
entwickelten und lernten, mit demokratischen Methoden ein
„Partizipatives Projektbudget” von 1.000,00 € zu verhandeln.
Die beiden daraus folgenden Aktionen wurden mit der Porzer
Klimawoche verknüpft: Einrichtung eines Climate Escape Rooms im
Maximilian-Kolbe-Gymnasium und das gemeinsame Schreiben von
Kindern aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen im Stadtteil eines
KlimaRap-Songs, mit dem sie sich erstmals mit Umwelt- und
Klimathemen auseinandersetzten.
Die Zweite Porzer Klimawoche (17.09. bis 23.09.2023) aktivierte
weitere Akteure im Stadtteil, die sich in monatlichen,
zeitweise wöchentlichen Onlinekonferenzen und persönlichen
Treffen abstimmten, wie die Selbstorganisation der Akteure
vergrößert und zugleich der Zusammenhalt gestärkt werden kann.
Auf diese Weise wurde der Kreis der Mitwirkenden von 20 (2022)
auf über 50 (2023) erweitert. Der Porzer Klimatreff
organisierte seitdem weiter einmal im Monat im Wechsel Online-
und Präsenz-Treffen, offen auch für Zaungäste, zur Vernetzung
und Weiterentwicklung.
Vernetzung von Akteuren für inklusive
Beteiligung
Die wichtigste Aufgabe des Klimatreffs Porz ist, möglichst
viele Akteure miteinander zu vernetzen und sich selbst für eine
nachhaltige Bildung und Stadtentwicklung zu qualifizieren. Mit
Wissen und methodischem Know-how ausgestattet können sie
ihrerseits dazu beitragen ihre Zielgruppen zu sensibilisieren.
Gerade deshalb finden die Aktivitäten und Aktionen in der
Klimawoche an verschiedenen Orten statt – dort wo Menschen
gezielt angesprochen werden können: In Schulen aller
Schulformen und in Kitas, in karitativen Einrichtungen, in
Jugendzentren, in der VHS, aber auch direkt auf der
Straße.
Die Konzepte, die der Porzer Klimatreff verfolgt, sind
gesellschaftlich inklusiv und niederschwellig angelegt. Dazu
gehören zum Beispiel der Kleidertausch, das Kleider-Repair-Café
– organisiert vom Beschäftigungshilfeprojekt, der „Porzer
Kleiderschrank“ und die geplante Stadtteilküche, an der nicht
für Obdachlose, sondern mit Obdachlosen gemeinsam gekocht
werden soll. Die SKM ist hier verlässlicher Partner des Porzer
Klimatreffs.
Es sind noch weitere Hürden zu nehmen, zum Beispiel wie sich
die Real-, Haupt- und Förderschulen für eine Zusammenarbeit
gewinnen lassen, wie sich Kontakte zu Jugendzentren und zu
anderen Glaubensgemeinschaften ausweiten lassen, und wie sich
Akteure zusammenführen lassen, die noch ganz andere Zugänge zu
Bevölkerungsgruppen haben.
Methoden und Mittel für eine Vielfalt der Perspektiven
und einen produktiven Austausch
Der Porzer Klimatreff ist ein fast einzigartiges Beispiel, wie
mit offenen partizipativen Methoden und Herangehensweisen –
gepaart mit Engagement und Zusammenwirken unterschiedlicher
Menschen und Organisationen – ein Stadtteil Schritt für Schritt
einbezogen kann in die Entwicklung für ein klimagerechtes
Leben. Diese Methoden und Herangehensweisen wurden genutzt:
Die Wurzeln für die Initiative Porzer Klimatreff liegen in einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung 2030, die alle Bildungseinrichtungen und Bildungsakteure betrifft, um insbesondere junge Menschen zu befähigen sich aktiv in die gesellschaftlichen Prozesse einzumischen. BNE2030 fordert ausdrücklich dazu auf Kooperationen im unmittelbaren Umfeld der Schule einzugehen und den Lernenden Aktionsräume zur Verfügung zu stellen, in denen sie gesellschaftspolitisch aktiv werden können. Der Porzer Klimatreff wirkt positiv auf die Transformation von Bildung und Partizipation ein. Dies ist wesentliche Voraussetzung und Ressource für eine sozial-ökologische Transformation. Werden junge Menschen erreicht, erreichen die Themen und Haltungen oftmals auch die Familien. Die beteiligten außerschulischen Akteure stellen besser, als die Schulen allein dies können, Möglichkeitsräume zur Beteiligung im direkten Umfeld des eigenen Stadtteils zur Verfügung.
Ausblick und Verstetigung
Die aktiven Personen haben sich Anfang des Jahres 2024 zu einer
zweitägigen Klausur verabredet. Dort soll eine Vereinsgründung
vorbereitet werden, um dem Porzer Klimatreff einen
strukturierten Rahmen zu geben, und um weitere Ziele, Visionen
und Wege der Umsetzung zu erarbeiten.
In zwei Jahren hat sich der Anteil der aktiven Schulen und
Jugendeinrichtungen im Netzwerk von 4 auf 10 mehr als
verdoppelt. Die Schulen schaffen inzwischen strukturierte
Möglichkeitsräume für ihre Schüler:innen, um aktiv in den
Stadtteil gesellschaftspolitisch zu wirken.
Aus dem Porzer Klimatreff kommen Impulse für interdisziplinäre
Projekte und Vernetzungen. Die Porzer Klimawoche steht auf
sicheren “Beinen”, weil sich viele Menschen und Organisationen
dafür verantwortlich fühlen.
Finanzierung
Der Porzer Klimatreff begreift sich als ein kooperatives
Zusammenwirken von engagierten Personen aus Bildung, Umwelt-
und Klima-Engagement, punktuell unterstützt von
gesellschaftlich anerkannten Organisationen. Er hat bisher
keine feste finanzielle Basis oder Absicherung. Alle Projekte
wurden bisher ehrenamtlich getragen und zu einem geringen Teil
projektbezogen mitfinanziert – durch Anträge des Stadtteilbüros
(z. B. aus sozialräumlichen Mitteln der Stadt Köln) oder durch
Einwerben von Fördermitteln durch beteiligte Organisationen,
z.B. parto gUG: Bundesprogramm Demokratie leben! –
Partnerschaften für Demokratie Köln). Mit der Vereinsgründung
kann eine solide finanzielle Basis geschaffen werden, wenn
genügend Mitglieder dem Verein beitreten, und ein gemeinnützig
anerkannter Verein hätte mehr Möglichkeiten auf finanzielle
Förderungen.