Über uns - Die Geschichte des Porzer Klimatreffs
Der überraschende Weg
vom Klima-Engagement einer schulischen
Arbeitsgruppe
Im Oktober 2020 nahmen drei Schüler:innen, ein Lehrer und ein
Elternvertreter an einer Tagung für Schulen teil, dem ersten
¡Change School! Summit. Inspiriert durch die inhaltlichen und
methodischen Impulse aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft und
durch die dort praktizierte Kooperation mit anderen
Schulgruppen belebten sie ihre Klima-AG neu. Sie entwickelten
die Idee, eine Klimakonferenz an der Schule zu initiieren.
Dabei waren sie jedoch mit Widerständen aus Schulleitung und
Schulkollegium konfrontiert, die Räume nicht zur Verfügung
stellen wollten und Mehrarbeit fürchteten.
Ermutigt durch das, welches sie auf dem „Summit” erlebt hatten, fanden sie einen neuen Weg zur Verwirklichung ihrer Pläne. Das Stadtteilbüro im Sozialraum vermittelte Veranstaltungsräume im nahen Jugendzentrum und organisierte technische und organisatorische Hilfe. Der Bildungsanbieter parto gUG bot eine Ausbildung für die jungen Leute in Moderationstechniken an, stellte ihnen Moderationsmaterialien zur Verfügung und coachte sie im selbstsicheren Auftritt vor Großgruppen.
So fand im September 2021 eine zweitägige Klimakonferenz im und vor dem Jugendzentrum „Glashütte” statt. Diese erreichte mehr als hundert Menschen aus vielen Bildungsschichten, vielen Berufen und vielen Bereichen des sozialen Engagements in einem Stadtteil Kölns, in dem die Themen Klimaschutz und Klimakrise aufgrund sozialer Problemlagen bisher kaum eine Rolle spielten.
Mit der vorausgegangenen Ausbildung in Moderationstechniken verwirklichte die parto gUG den Anspruch des UNESCO-Programms BNE20302, junge Menschen zu befähigen, „Bürgerinnen und Bürger in Aktion” zu sein. Sie bildete 20 Schüler:innen des Stadtgymnasiums außerhalb des Unterrichts in partizipativer Moderation aus. Die jungen Menschen konnten so die Konferenz selbst vorbereiten und übernahmen die Organisation und Moderation. Methodisch leiteten sie ein ZukunftsCafé (ähnlich der Zukunftswerkstatt) und einen Open Space an. Unmittelbare Ergebnisse der Porzer Klimakonferenz:
Die Steigerung des Engagements ausgehend vom
Porzer Klimatreff über die Vernetzung unterschiedlicher Akteure
bis zur jährlichen Porzer Klimawoche
Die erste Porzer Klimawoche fand vom 18.-24.09.2022 statt. Die Vorbereitungsgruppe der Initiative Porzer Klimatreff traf sich regelmäßig, um Veranstaltungen im ganzen Stadtteil zu organisieren und Aktionen zu koordinieren. Über 50 Aktivitäten von 20 Akteur:innen umfasste das Programm, zum Beispiel Gottesdienst, Müllsammelaktion, Kleiderbörse, Fahrradpannenkurs, Kino, Offener Garten in der Kindertagesstätte, Theater, Upcycling, Apfelernte, Volkshochschulkurs, u.v.m.
Bereits vor der Klimawoche fand unter dem Motto „Democracy4ClimateAction” eine von der parto gUG initiierte Veranstaltungsreihe an insgesamt drei Porzer Schulen und einem Jugendzentrum statt, auf denen junge Menschen Aktionsideen entwickelten und lernten, mit demokratischen Methoden ein „Partizipatives Projektbudget” von 1.000,00 € zu verhandeln. Die beiden daraus folgenden Aktionen wurden mit der Porzer Klimawoche verknüpft:
Die zweite Porzer Klimawoche (17.09. bis 23.09.2023) aktivierte weitere Akteur:innen im Stadtteil, die sich in monatlichen, zeitweise wöchentlichen Onlinekonferenzen und persönlichen Treffen abstimmten, wie die Selbstorganisation der Akteur:innen vergrößert und zugleich der Zusammenhalt gestärkt werden kann. Auf diese Weise wurde der Kreis der Mitwirkenden von 20 (2022) auf über 50 (2023) erweitert. Der Porzer Klimatreff organisierte seitdem weiter einmal im Monat im Wechsel Online- und Präsenz-Treffen, offen auch für Zaungäste, zur Vernetzung und Weiterentwicklung.
Mit der dritten Porzer Klimawoche vom 6. – 13. Oktober 2024 konnten weitere Akteur:innen gewonnen werden. Weit über 80 Veranstaltungen mit über 50 mitwirkenden Organisationen, Einrichtungen und Einzelpersonen zeigten, das soziales und ökologisches Klima gut zusammen funktionieren. Das Veedelsfest am 12. Oktober wurde von mehreren hundert Menschen besucht.
Vernetzung von Akteuren für inklusive
Beteiligung
Die wichtigste Aufgabe des Klimatreffs Porz ist, möglichst
viele Akteur:innen miteinander zu vernetzen und sich selbst für
eine nachhaltige Bildung und Stadtentwicklung zu qualifizieren.
Mit Wissen und methodischem Know-how ausgestattet können sie
ihrerseits dazu beitragen ihre Zielgruppen zu sensibilisieren.
Gerade deshalb finden die Aktivitäten und Aktionen in der
Klimawoche an verschiedenen Orten statt – dort wo Menschen
gezielt angesprochen werden können. In Schulen aller
Schulformen und in Kitas, in karitativen Einrichtungen, in
Jugendzentren, in der VHS, aber auch direkt auf der Straße.
Die Konzepte, die der Porzer Klimatreff verfolgt, sind gesellschaftlich inklusiv und niederschwellig angelegt. Dazu gehören zum Beispiel der Kleidertausch, das Kleider-Repair-Café – organisiert von den Ehrenamtlichen des „Porzer Kleiderschrank“ und die geplante Stadtteilküche, an der nicht für Obdachlose, sondern mit Obdachlosen gemeinsam gekocht werden soll. Die SKM Köln ist hier verlässlicher Partner des Porzer Klimatreffs.
Es sind noch weitere Hürden zu nehmen, zum Beispiel wie sich die Real-, Haupt- und Förderschulen für eine Zusammenarbeit gewinnen lassen, wie sich Kontakte zu Jugendzentren und zu Glaubensgemeinschaften ausweiten lassen, und wie sich Akteur:innen zusammenführen lassen, die weitere Zugänge zu Bevölkerungsgruppen haben.
Methoden und Mittel für eine Vielfalt der Perspektiven
und einen produktiven Austausch
Der Porzer Klimatreff ist ein einzigartiges Beispiel, wie mit
offenen partizipativen Methoden und Herangehensweisen – gepaart
mit Engagement und Zusammenwirken unterschiedlicher Menschen
und Organisationen – ein Stadtteil Schritt für Schritt
einbezogen kann in die Entwicklung für ein klimagerechtes
Leben. Diese Methoden und Herangehensweisen wurden genutzt:
Die Wurzeln für die Initiative Porzer Klimatreff liegen in einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung 2030, die alle Bildungseinrichtungen und Bildungsakteure betrifft, um insbesondere junge Menschen zu befähigen sich aktiv in die gesellschaftlichen Prozesse einzumischen. BNE2030 fordert ausdrücklich dazu auf Kooperationen im unmittelbaren Umfeld der Schule einzugehen und den Lernenden Aktionsräume zur Verfügung zu stellen, in denen sie gesellschaftspolitisch aktiv werden können. Der Porzer Klimatreff wirkt positiv auf die Transformation von Bildung und Partizipation ein. Dies ist wesentliche Voraussetzung und Ressource für eine sozial-ökologische Transformation. Werden junge Menschen erreicht, bewegen die Themen und Haltungen oftmals auch die Familien. Die beteiligten außerschulischen Akteur:innen stellen, besser als die Schulen allein dies können, Möglichkeitsräume zur Beteiligung im direkten Umfeld des eigenen Stadtteils zur Verfügung.
Verstetigung
Die aktiven Personen haben sich Anfang des Jahres 2024 zu einer
zweitägigen Klausur verabredet. Dort wurde zum ersten Mal eine
Vereinsgründung konkret angesprochen, um dem Porzer Klimatreff
einen strukturierten Rahmen zu geben, und um weitere Ziele,
Visionen und Wege der Umsetzung zu erarbeiten.
In zwei Jahren hat sich der Anteil der aktiven Schulen und Jugendeinrichtungen im Netzwerk von 4 auf 10 mehr als verdoppelt. Die Schulen schaffen inzwischen strukturierte Möglichkeitsräume für ihre Schüler:innen, um aktiv in den Stadtteil gesellschaftspolitisch zu wirken. Aus dem Porzer Klimatreff kommen Impulse für interdisziplinäre Projekte und Vernetzungen. Die Porzer Klimawoche steht auf sicheren “Beinen”, weil sich viele Menschen und Organisationen dafür verantwortlich fühlen.
Finanzierung
Der Porzer Klimatreff begreift sich als ein kooperatives
Zusammenwirken von engagierten Personen aus Bildung, Umwelt-
und Klima-Engagement, punktuell unterstützt von
gesellschaftlich anerkannten Organisationen. Er hat bisher
keine feste finanzielle Basis oder Absicherung. Alle Projekte
wurden bisher ehrenamtlich getragen und zu einem geringen Teil
projektbezogen mitfinanziert – durch Anträge des Stadtteilbüros
(z. B. aus sozialräumlichen Mitteln der Stadt Köln) oder durch
Einwerben von Fördermitteln durch beteiligte Organisationen,
z.B. parto gUG: Bundesprogramm Demokratie leben! –
Partnerschaften für Demokratie Köln). Mit der Vereinsgründung
kann eine finanzielle Basis geschaffen werden. Ein gemeinnützig
anerkannter Verein hat zeitgleich auch mehr Möglichkeiten auf
finanzielle Förderungen.